6. Tag

Endlich die Mitternachtssonne!

Wie der Titel schon ganz richtig vermuten lässt, näherten wir uns einem ersten Höhepunkt der Fahrt - wenn man es so nennen darf - , dem Sichtkontakt mit der mitternächtlichen Sonne.

Ehe es aber so weit war, mussten wir unsere sechste Etappe hinter uns bringen, nämlich von der Staloluoktastugorna, in deren Nähe wir gezeltet hatten, über den Stuor Dijdder zur Sami-Siedlung Arasluokta am Virihaure und dann weiter hoch ins Fjell auf den Pårka (samisch Boarkka). Mal wieder rund 22 Kilometer und zwei lange Anstiege.


Hä? Viel zu hohes Strauchwerk hier!
Schulterhohes Gestrüpp sorgt für die nötige Morgengymnastik. Bei Staloluokta.

Los ging es denn auch erstmal mit einem kleinen Kampf gegen schulterhohes Gestrüpp gleich hinter der samischen Kirche in Staloluokta.
Anschließend kam der erste steile Anstieg auf 750 Meter Höhe, von denen wir allerdings mit guter Sicht auf den Virihaure entschädigt wurden.


Steiler Anstieg am sechsten Tag
Während des Aufstiegs kurzes Innehalten: Blick auf den Virihaure.

Oben im Fjell begegneten wir zwei Deutschen, denen einfach nicht verborgen geblieben war, dass es sich bei den wilden und ungepflegten Wanderern um deutsche Pfadfinder handelte. Und zu unserem Entsetzen fragten sie uns, ob wir wüssten, wie Deutschland im Spiel um Platz Drei abgeschnitten hätte. Platz Drei? Wir wollten lieber gar nicht nachfragen, um uns nicht so an die Zivilisation und das Fussballfieber zu binden.


Wandern-in-der-Abendsonne-kurz-hinter-Arasluokta
Holger hatte den längsten Rücken: Prädestiniert für die Kohtenstange und noch so manch anderes sperrige Gepäckstück...

Hinter dem Bergkamm sah man schon sehr lange Zeit die Samisiedlung am Ufer des Virihaure mit ihren kleinen Fischerhütten und Rauchfahnen, die aus den Schornsteinen emporzogen. Allerdings täuschten wir uns abermals in der Entfernung. In Lappland ist es als Flachland-Bewohner einfach schwer, Distanzen richtig einzuschätzen.
Nach mehreren Stunden erreichten wir am frühen Abend Arasluokta, ziemlich erschöpft und müde.


der schoenste See Lapplands
Das ist der Virihaure. Ganz weit da hinten ist schon Norwegen. Möwen beweisen: Das Nordmeer ist nicht mehr weit.

Zwischen uns und dem Berg liegt der reissende Strom
Die Abendsonne im Rücken sorgt für angenehme Bedingungen, das Tempo ist hoch, die Stimmung auch.

Nach der bitter nötigen Rast ging es schnellen Schrittes und mit neuer Energie in der Abendsonne weiter. Die Stimmung konnte besser nicht sein, das Wetter ausgezeichnet, nicht zu viele Mücken, etwas Wind, tolle Sicht.


In der netten Abendstimmung geht es schnellen Schrittes voran.
Nach dem Autobahnprinzip: Wenn alle stetig vorwärts gehen, braucht man keinen so großen Abstand zu halten.

Eine gigantische Bruecke. Ein großer Strom. Bestes Wetter. Danke fuer dieses Bild.
Am Abend des 9.7. erreichen wir die Brücke am Miellädno, der in den Virihaure mündet.

So gut gelaunt erreichten wir den Miellädno, den schönsten Fluss auf dem Trail. Und dort auch die schönste Brücke. In der Nähe erspähten wir mehrere Kohten und Rentiergehege, hier wurde offensichtlich gerade ein Sommerlager abgehalten.
Ich zeige einfach mal ein paar Bilder mehr, um diese tolle Kulisse mitzunehmen:

Blick in den Sarek Richtung Nord-Ost
Blick Richtung Osten: Im Hintergrund die Berge des Sarek Nationalparks.

Licht


Olli wagt den Gang auf den Brettern
Gut 20 Meter Spannweite bei so dünnen Drähten.

Jetzt trauen sich auch die anderen...


Bekanntes Bild. Hier war das...
Gibt es Schöneres?

Um unser Etappenziel noch erreichen zu können, mussten wir uns leider von diesem grandiosen Flecken Erde trennen und den Anstieg auf das Fjell angehen. Erst gegen 22 Uhr erreichten wir das Hochplateau. Die Kräfte waren mittlerweile, trotz mentalen Motivationsschubes, beinahe aufgebraucht. Ein Lagerplatz musste her. Aber ein Blick auf die Karte verriet: Noch hatten wir den eingezeichneten Punkt nicht erreicht. Also weiter.


Ich bin das. Und die lieben Viecher fliegen tief...
Miesepetrige Gesichter von Raffi und mir. Mücken inklusive.

Oben vom Boarkka kann man weit in den Sarek schauen.
Berge im Sarek: Die Felsnase heißt Niják und ist 2000 Meter hoch.

Dann, an einem Ort mit gigantischem Weitblick in den Sarek Nationalpark auf die höchsten Berge Schwedens, war endlich Schicht. Da wir Fjell-Essen hatten, gab es binnen kürzester Zeit Abendessen, das hieß diesmal leckerste Nudeln in Käse-Soße. Ein echter Hochgenuss, speziell für diese anstrengende Fjell-Etappe in den Speiseplan geschrieben.



Blick in das psychische Zentrum. Abendessen, Gedankenaustausch, Ausruhen, Sachen machen.
Das psychische Zentrum der Gruppe. In der Kohte ist Zuhause. Wärme. Ruhe.

Abendsonne, kurz vor Mitternacht.
Unsere Kohte steht wie immer bemerkenswert... Zähneputzen nicht vergessen, auch nicht nach Mitternacht.

Und nachdem jeder so seinen Reinigungsbedürfnissen nachgegangen war und der Abwasch im Fluss erledigt war, konnten wir sie endlich genießen: Die Mitternachtssonne. Sie wollte einfach nicht hinter den Bergen verschwinden, auch nicht um ein oder zwei Uhr, sie blieb einfach sichtbar. Unglaublich.

Um Mitternacht oben auf dem Fjell.
Uhrzeit: 0.30 Uhr.

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siebten Tag

Lapplandfahrt 2006

Dies ist der Fahrtenbericht der Roverrunde des Stammes Waldreiter.
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